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Klaus Körner
»Der Antrag ist abzulehnen«
14 Vorwände gegen die Entschädigung von Zwangsarbeitern
Eine deutsche Skandalgeschichte 1945-2000
144 Seiten, broschiert
EUR 12.90     SFr 23.70
ISBN 978-3-89458-205-0

Begünstigt durch den Kalten Krieg in Europa gelang es einer unheiligen Allianz von Wirtschaft, Staat und Justiz, die berechtigten Forderungen der 12 Millionen Sklavenarbeiter des 'Dritten Reiches' über 50 Jahre lang zurückzuweisen. Man setzte nicht ohne Erfolg auf eine 'biologische Lösung' des Problems - nur gut eine Million ehemaliger Zwangsarbeiter sind noch am Leben. Klaus Körner stellt die Hauptargumente dar, mit denen die Forderungen zurückgewiesen wurden, eine Skandalchronik der Wiedergutmachungspolitik. Es ist ein schwacher Trost, dass durch die Sammelklagen in USA im Jahr 2000 zumindest eine bescheidene Entschädigung durch einen Entschädigungsfonds erzwungen worden ist.

Die Sammelklagen in den USA seit 1998 haben die Debatte um die Entschädigung der NS-Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter neu ins Rollen gebracht. Skandalös ist nicht nur die Art, wie sich die Bundesrepublik und die deutsche Wirtschaft nach 1998 zu den Forderungen der Zwangsarbeiter verhalten haben, sondern die ganze Geschichte der Zahlungsverweigerung seit 1945.

Über 10 Millionen ausländische Zwangsarbeiter wurden von 1940 bis 1945 von der deutschen Wirtschaft beschäftigt. Der Wert ihrer Arbeit wird auf bis zu 180 Mrd. DM geschätzt. Diese Form neuer Sklaverei wurde in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen nach 1945 als Menschheitsverbrechen qualifiziert. Begünstigt durch den Beginn des Kalten Krieges gelang es jedoch der Bundesrepublik als Rechtsnachfolgerin des 'Dritten Reichs' und den deutschen Firmen, die Zwangsarbeiter beschäftigt hatten, über 50 Jahre lang, Forderungen auf Zahlung des entgangenen Lohns und auf Entschädigung wegen Deportation, Freiheitsberaubung und Gesundheitsschäden zurückzuweisen.

So entwickelte beispielsweise das Bundesverwaltungsamt in Köln einen Formbrief, mit dem sich alle Anfragen von ehemaligen Zwangsarbeitern abschlägig bescheiden ließen:
»Die von dem Antragsteller vorgetragenen Umstände des Arbeitseinsatzes sind nach eingehender Würdigung auf die allgemeine Verschlechterung der Lebensbedingungen im Verlaufe des Krieges zurückzuführen. Der Antrag war daher abzulehnen.«

Klaus Körner hat insgesamt 14 verschiedene Vorwände aufgedeckt, unter denen Firmen, Ämter und Politiker, assistiert von Rechtslehre und Rechtssprechung, Anträge ablehnten. Sie zeichnen sich in erster Linie durch Erfindungsreichtum aus, zum Teil sind sie miteinander unvereinbar oder widersprechen einander sogar, aber alle dienten einem gemeinsamen Ziel: Entschädigungszahlungen herauszuzögern in der Hoffnung auf eine 'biologische Lösung' des Problems. Eine Skandalchronik ohne Ende.


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